Was ist ein Volksmärchen? 1. Teil

Einführung

Seit meiner Kindheit bin ich bewegt von Märchen.

Meine Mutter hat uns oft Volksmärchen vorgelesen und mein Vater hat erfundene märchenhafte Geschichten erzählt. Später habe ich selbst Märchen gelesen, aber auch die Bibel in einer Schulversion. Die wichtigen Märchen und Geschichten aus Genesis und Exodus kannte ich in- und auswendig. Es hat mich bei ihnen bewegt, dass sie einen Weg beschreiben, der mit Schwierigkeiten gepflastert ist, aber immer zum guten Ende führt, durch Scheitern und Enttäuschung hindurch.

Fasziniert hat mich auch, dass in den Texten alles verbunden ist und mühelos Verwandlung geschieht: Von Mensch zu Tier, zu Pflanze, zu Stein und wieder zurück, in gutem wie im bösen Sinn. Immer aber es gibt einen Weg der Erlösung, der Befreiung und der will gegangen sein. Er braucht persönlichen Einsatz, Barmherzigkeit und auch Glück und Fantasie.

Für mich war dort Unterhaltung, Spannung und Mut machendes dabei. Beim Lesen oder Hören der Geschichten, Legenden und manchmal auch der Sagen, geriet ich in Staunen und Ehrfurcht. Es hat mich mit Hoffnung erfüllt und meinen Glauben an einen liebenden, herausfordernden und in Beziehung stehenden Gott gestärkt.
Darum habe ich aufbegehrt, wenn es hieß, „das ist ja nur ein Märchen“, als Ausdruck für etwas nicht Glaubhaftes.

Als jungverheirateter Mann habe ich mit meiner Frau zusammen in der Gemeinschaft, in die ich mit meiner Familie 1983 gezogen bin, oft Märchen kreativ eingesetzt.Zum einen als Theaterstück, an dem alle auf verschiedene Art und Weise beteiligt waren. Oder  im Einrichten eines Märchenzimmers, in dem für Kinder oder für Erwachsene Märchen auf unterschiedliche Art dargeboten wurden.

Im Laufe der Jahre ist mein Leben „märchenhafter“ geworden. Mit zunehmenden Älterwerden wurde mir das Staunen neu geschenkt und das Empfinden für die unsichtbare Seite des Lebens verstärkt.

An meinem fünfzigsten Geburtstag habe ich eine kleine Rede gehalten, in der ich die Bedeutung von Märchen und Geschichten für und in meinem Leben beschrieben habe insbesondere an Hand der Farbe GOLD und besonders der goldenen Kugel, die im Inneren verborgen ist und durch Suchen und Graben gefunden werden kann.

Mit der Zeit bin ich durchlässiger und sensibler geworden, was mir schneller und öfter den Zugang zu dem „GOLD“ meines Lebens ermöglicht.

2019 habe ich eine Ausbildung zum Geschichten- und Märchenerzähler abgeschlossen.

Die umfangreiche Literaturangabe im letzten Teil gehört zur „Liebeserklärung“ dazu. Neben
den unterschiedlichen Märchen und Geschichten aus aller Welt bewegt mich auch
mancher Text und manche Auseinandersetzung zum Thema Märchen.

© 2017 Clemens Walter-Kremer